Lange Zeit galt die Vorstellung, dass Ballaststoffe als „Ballast“ unverdaut den Dünndarm passieren und unverändert im Dickdarm gelangen. Ihnen wurde keine große Bedeutung zugeschrieben, nur dass so Abbauprodukte leichter durch den Darm transportiert werden können und das Stuhlvolumen wird erhöht. Mittlerweile ist bekannt, dass Ballaststoffe eine wichtige Rolle bei unserer Darmgesundheit spielen und essenziel für eine gesunde Verdauung sind. Vor allem eine spezifische Untergruppe an löslichen Ballaststoffe, die sogenannten Präbiotika, dient als Nahrung für unser Mikrobiom. Präbiotika „füttern“ nicht nur unsere Darmbakterien, sondern haben sie auch einen Einfluss auf die Metaboliten, die aktiven Stoffwechselprodukte von dem Mikrobiom.

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(Ballast)Stoff zum Nachdenken

Diese Stoffwechselprodukte sind biologisch aktive Moleküle, die starke Auswirkungen auf unser Gehirn und Verhalten haben. Sie dienen als Botenstoffe auf der Darm-Hirn-Achse und verbinden so beide Organen. Diese symbiotische Beziehung zwischen Mensch und Bakterien ist von großer Bedeutung für unsere Psyche.
Noch gibt es wenige Studien, die die Auswirkungen von spezifischen Ernährungsweisen auf die Darm-Gehirn-Kommunikation untersucht haben. Allerdings gibt es Daten dazu, dass Präbiotika den Schlaf verbessern und die Stressresistenz steigern können.

Glück und Stress

In einer Studie mit 45 Erwachsenen wurde untersucht, ob eine vollwertige Ernährung, reich an präbiotischen und fermentierten Lebensmitteln, eine psychobiotische Wirkung hat. Die Hälfte der Gruppe hat sich ballaststoffreich ernährt, die andere Hälfte hat eine Standardernährung bekommen (Kontrollgruppe). Stress und allgemeine Gesundheit wurden mithilfe validierter Fragebögen bewertet. Es wurde ein Stoffwechselprofil von Plasma-, Urin- und Stuhlproben durchgeführt. Die Intervention mit einer ballaststoffreichen Diät führte zu einer Verringerung des wahrgenommenen Stresses (32 % in der Diät vs. 17 % in der Kontrollgruppe). Während die diätetische Intervention nur geringfügige Veränderungen in der mikrobiellen Zusammensetzung und Funktion hervorrief, veränderten sich 40 verschiedene Werte im Urin, die mit Glück, Stressmanagement, etc. zusammenhängen.

Schlaf und Stress

In einer weiteren Studie wurde eine Gruppe Ratten mit Futter reich an Präbiotika gefüttern, und die Kontrollgruppe – mit einem Standardfutter. Die Ratten wurden auf verschiedene Arten gestresst und ihre Körperfunktionen, inklusive Schlafverhalten, wurden gemessen. Ratten mit präbiotischem Futter, verbrachten mehr Zeit im erholsamen NREM-Schlaf (Non-Rapid-Eye-Movement) als die Kontrollgruppe. Nach einer Stressbelastung verbrachten sie ebenfalls mehr Zeit im REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement-Schlaf), der vermutlich für die Erholung von Stress entscheidend ist.
Außerdem wurde der Stuhl der Ratten auf alle produzierten Metabolite analysiert. Dabei zeigte sich, dass Ratten mit einer Prebiotika Ernährung sich stark von der Kontrollgruppe unterschieden. Sehr viele dieser Metabolite können über Signalwege zwischen Darm und Gehirn das Verhalten beeinflussen. Beispielsweise hatten Ratten mit Standardernährung, einen dramatischen Anstieg an potenziell schlafstörenden Metaboliten, im Gegensatz zu den mit Ballaststoffen gefütterten Ratten.

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In Österreich wird eine Aufnahme von 25g Ballaststoffe pro Tag empfohlen. Wie hoch die Aufnahme allerdings sein sollte, um Schlaf zu verbessern oder das Empfinden gegenüber von Stress zu reduzieren, ist noch nicht erforscht. Abhängig von der mikrobiellen Zusammensetzung können verschiedene Menschen auch auf Ballaststoffe unterschiedlich reagieren.
Langfristig könnten Therapien basierend auf einer erhöhten Ballaststoffaufnahme entwickelt werden. Diese können die Moleküle stärken, die gegen Stress puffern, und diejenigen unterdrücken, die den Schlaf zu stören scheinen.

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10 gute Quellen für Ballaststoffe und Präbiotika

Obwohl nicht alle Ballaststoffe Präbiotika sind, sind viele faserhaltige Lebensmittel wie Lauch, Artischocken, Zwiebeln und bestimmte Vollkornprodukte reich an Ballaststoffen.

  • Zwiebeln enthalten Fructooligosaccharide (FOS), präbiotische Ballaststoffe, die das Wachstum nützlicher Bakterien im Darm fördern.
  • Lauch ist reich an Inulin, einem präbiotischen Ballaststoff, der auch als Nahrung für die Darmbakterien dient.
  • Spargel ist reich an Inulin.
  • Nüsse, besonders Mandeln, Pistazien und Walnüsse sind eine gute Quelle für Ballaststoffe und Präbiotika.
  • Hafer ist eine gute Quelle für Beta-Glucan, eine Art von löslichem Ballaststoff, der aktiv zur Vermehrung von guten Darmbakterien beiträgt.
  • Karotten enthalten sowohl lösliche als auch unlösliche Ballaststoffe.
  • Artischocke sind reich an Inulin, der den Aufbau einer gesunden Darmflora unterstützt.
  • Bananen enthalten resistente Stärke, eine Art präbiotischer Ballaststoff.
  • Leinsamen sind eine gute Quelle für lösliche und unlösliche Ballaststoffe und sorgen für eine gesunde Darmflora.
  • Äpfel enthalten Pektin, eine Art von löslichen Ballaststoffen, der die Darmflora stärkt.